Welttag der Suizidprävention 2024

8 September, 2024

 „Offen reden – aktiv verstehen – gesellschaftlich handeln“ – das ist das Motto des diesjährigen  Welttages der Suizidprävention, der seit 2003 am 10. September begangen wird. Aus diesem  Anlass fordert der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) einen offenen Umgang mit  diesem existentiellen Thema sowie die Stärkung der Solidarität, Sorge und Fürsorge als  gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

 Berlin, 08.09.2024. Anlässlich des Welttages der Suizidprävention, fordert auch der DHPV eine  Entstigmatisierung von Suizid und einen offenen Umgang mit diesem bis heute tabuisierten  Thema. 

 „Es geht darum, das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie wichtig es ist, das Narrativ über Suizid  zu verändern, die Stigmatisierung zu verringern und offene Gespräche zur Suizidprävention zu  fördern. Dadurch wären ein großer Teil der Suizide vermeidbar“, so Prof. Winfried Hardinghaus,  Vorsitzender des DHPV.

 Dr. Ute Lewitzka, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Expertin für Suizidprävention  und -forschung sowie neu berufenes Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des DHPV ergänzt:  „Notwendig ist es außerdem, der psychischen Gesundheit und der Suizidprävention in der  Politik Priorität einzuräumen. Das heißt für uns, weiter mit Nachdruck die gesetzliche  Verankerung der Suizidprävention zu fordern.“

 Die Vorlage eines Suizidpräventionsgesetzes war mit breiter Mehrheit der  Bundestagsabgeordneten im Juli letzten Jahres abgestimmt worden. Als Zeitrahmen war hierfür  der 30.6.2024 vorgesehen. Zwar hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Anfang Mai  2024 eine Nationale Suizidpräventionsstrategie vorgestellt, die gesetzliche Ausgestaltung steht  aber weiterhin aus.

 „Von diesen gesetzgeberischen Fragen abgesehen setzt sich in unserer Gesellschaft leider  immer mehr die Ansicht durch, dass sich helfen zu lassen gleichbedeutend mit  Autonomieverlust ist“, so Lewitzka mit Hinweis auf die Münchner Erklärung 2024 des D-A-CH  Forums „Suizidprävention und assistierter Suizid“.

 Dort heißt es unter anderem: „Eine absolut gesetzte und nicht hinterfragte  Autonomievorstellung des Individuums darf das Prinzip der Suizidprävention, des Schutzes des  menschlichen Lebens und der Fürsorge nicht außer Kraft setzen. Jeder, der einem suizidalen  Menschen begegnet, hat die Verantwortung, ihm/ihr mitmenschliche und gegebenenfalls  fachliche Unterstützung zum Leben anzubieten. Die grundlegende Erkenntnis der  Suizidforschung, dass suizidale Menschen im Allgemeinen nicht sterben, sondern „so“ nicht  mehr leben wollen, muss Richtschnur werden im Umgang mit Menschen mit Verlangen nach  assistiertem Suizid.“

 „Wir möchten noch einmal dringend darauf hinweisen, dass der Hospizarbeit und  Palliativversorgung mit Blick auf die Suizidprävention eine wichtige Aufgabe zukommt“, so  Hardinghaus. „Die Möglichkeiten einer guten Leidenslinderung bei schweren Erkrankungen sind  immer noch zu wenig bekannt. Dadurch kann sich besonders bei jüngeren, noch gesunden  Menschen die Vorstellung eines späteren Suizides als einzig richtigem Ausweg festsetzen.“  Ganz grundsätzlich sieht der DHPV zusammen mit einem breiten Bündnis verschiedener  Akteurinnen und Akteuren der Suizidprävention Staat und Gesellschaft in der Verantwortung. In  der Münchner Erklärung heißt es dazu: „Kein Mensch soll durch gesellschaftlichen,  ökonomischen und sozialen Druck zum assistierten Suizid gedrängt werden. Der Staat hat die  Pflicht, Suizidprävention zu fördern, auszubauen und gesetzlich zu verankern. Es ist unsere  Aufgabe, einem Mitmenschen, der sein Leben als unwürdig empfindet, seine unveräußerliche  Würde erfahrbar zu machen. Wenn keine Heilung möglich ist, geht es um die bestmögliche  Linderung der Beschwerden, Begleitung und Trost. Dies vermittelt die Sicherheit, dass  Menschen auch im Alter und bei Krankheit Fürsorge, gute Pflege und medizinische Versorgung bis zuletzt zuteil wird.“

Weitere Informationen

Der Deutsche Hospiz- und  PalliativVerband e.V. ist seit 1992 die bundesweite Interessenvertretung der Hospizbewegung sowie zahlreicher Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Deutschland. Als Dachverband der Landesverbände in den 16 Bundesländern sowie weiterer überregionaler Organisationen der Hospiz- und Palliativarbeit und als selbstverständlicher Partner im Gesundheitswesen und in der Politik steht er für über 1.280 Hospiz- und Palliativdienste und -einrichtungen, in denen sich mehr als 120.000 Menschen ehrenamtlich, bürgerschaftlich und hauptamtlich engagieren.

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